Auszeit – wovon? Die Frauen, die mit ihren Kindern in das Potsdamer Frauenhaus kommen, suchen und erhalten Schutz vor häuslicher Gewalt. Aber auch ein Frauenhaus ist kein Ersatz für die normale, entspannte Familiensituation, die die meisten von uns kennen und leben dürfen. Dieser Schritt ist ein schwieriger Schritt, der eine völlig neue Ausgangssituation für die Betroffenen bedeutet. Oft baut sich ein ganz neuer innerer Druck für die Mütter auf. Zum Beispiel müssen sie ihren Kindern, die schließlich ihre gewohnte Umgebung und damit auch Freunde plötzlich verloren haben, nun beibringen, dass es der einzig Richtige, dass es ein guter Schritt war. Damit und mit ihrer eigenen neuen Lebenskonstellation sind viele Frauen verständlicherweise überfordert.
Ziel unseres Projektes war es, die Beziehung zwischen Müttern und ihren Kindern wieder zu stabilisieren, ihnen Gelegenheit zu geben, ganz zwanglos ein paar Tage mal wieder sie selbst zu sein, das Leben und die Natur zu genießen, wieder Freude an ihrer ganz eigenen Persönlichkeit zu empfinden. Gerade Kurzreisen weisen hier eine hohe Nachhaltigkeit auf. Und es hat wunderbar funktioniert! Dass die Kinder tagsüber einen Heidenlärm machten und abends von Kopf bis Fuß schmutzig, aber glücklich waren, war gewünscht und zauberte so manches Lächeln in die Gesichter. Von der Bäuerin lernten die Kinder vieles über Tiere, halfen bei den Fütterungen, kuschelten ungezwungen mit den Jungtieren. Die Mütter hingegen durften das einfach genießen, mussten sich um nichts als sich selbst kümmern, konnten zur Ruhe kommen, im wahrsten Sinne abschalten. Für alles andere sorgten unsere Mitarbeiterinnen. Lediglich darauf, dass Mütter und Kinder zusammen Mahlzeiten vor- und nachbereiteten, legten wir Wert, denn die Erfahrung, gemeinsam etwas herzustellen, was danach auch noch allen schmeckt, ist unersetzlich.
Kinder und Frauen erzählen immer noch gern von diesem Kurztrip auf den Bauernhof – die eine oder andere schlechte Erinnerung ist abgelöst worden von der Erinnerung an dieses kleine, aber feine Erlebnis.
Wir danken der Stiftung RTL für die Zuwendungen 2015 und 2017 u.a. für dieses Projekt.